Spessartrodeo Trialkurs in Großheubach für Minya und Tom

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Donnerstag, 14. Januar 2016

Spessartrodeo

+++02.08.2015+++

Nach einer eher unruhigen Nacht schrillt um halb sieben der Wecker. Sonne scheint durch die Vorhänge. Was zum Teufel…? Wo bin ich? Ich reibe mir die Augen und komme langsam zu mir. Ich bin in einem Hotelzimmer in Mönchberg. Irgendwo im Bayerischen Spessart. Gestern waren Tom und ich in Miltenberg gewesen und hatten uns etwas umgesehen. Eine hübsche kleine Stadt. Mit meinen Eltern bin ich schon einmal hier gewesen. Aber das ist lange her. Keine Zeit jedoch für Sentimentalitäten, hoch!
Ich klopfe, ob Tom schon wach ist, er antwortet, also muss ich mir da keine Sorgen machen. Eine Stunde später sammeln wir uns zum Frühstücken. So zeitig hat man in der Gaststube mit uns noch nicht gerechnet. Verdutzt schaut uns die Dame an, die aus der Küche kommt, als sie im Gastraum Leute hört. Dann geht es aber sehr schnell. Das Frühstück ist sehr lecker, es gibt frische, warme Brötchen und frisches Rührei. Klasse. Zwanzig vor neun brechen wir auf.

Wir sind heute mit dem Auto unterwegs und es wird sich noch zeigen, daß das eine gute Idee war. Bis nach Großheubach ist es nicht weit. Nur wenige Kilometer über die Landstrasse. Der MSC Großheubach ist kurz vor dem Ort ausgeschildert. Wir fahren einen Berg hinauf, oben sind terassenartig mehrere Plätze angelegt, auf denen entweder geparkt wird, oder gezeltet, oder beides. Wie wir auf dem Weg an diesen Terassen vorbefahren, meint Tom:”das war er eben, der Typ aus dem Internet!”. Wir rollen zurück und auf einen Parkplatz, schnappen uns unsere Sachen und laufen das kurze Stück. Die Trialschule Elmar Heuer wartet auf uns. Wir werden herzlich begrüßt, weitere Teilnehmer sitzen bereits unter zwei Sonnenschirmen vorm Küchenzelt. Das ist der vordere Teil eines Anhängers. Daneben steht ein Transporter und dahinter die Motorräder. Wir füllen unsere Anmeldung aus und bekommen artgerechte Klamotten. Die Stiefel, bei mir immer etwas sensibel, fühlen sich zunächst ok an.

Als wir ausgerüstet sind, bekommen wir eine kurze Einweisung an den Maschinen. Danach geht es los. Die Aufregung steigt. Tom ist noch nie selbst ein Motorrad gefahren und ich habe auch keine Ahnung, was uns hier erwartet. Wir laufen den Berg ein Stück hinunter und dann an der ersten Möglichkeit rechts. Es geht noch ein wenig durch den Wald. Das muss ein ehemliger Steinbruch sein, durch den wir da laufen. Es gibt große Sandsteinquader und Felsen, die verteilt im Wald liegen. Auf einer Lichtung sind schon andere unterwegs. Überall wuseln kleine Motorräder herum. Wir sammeln uns neben ein paar Steinblöcken und warten ab. Die Maschinen werden vorbereitet, Elmar reduziert die Möglichkeit Gas zu geben auf ein Mindestmaß.

Wir werden uns jeweils zu zweit ein Motorrad teilen. Tom, da er etwas kleiner als ich ist, mit einem anderen jungen Mann und ich mit dem Vater von Toms Gegenüber. Die beiden können schon einiges mit dem Motorrad im Gelände und ich habe das Gefühl, sie langweilen sich eher mit uns anderen.
Tom bekommt zunächst die ersten Grundschritte auf dem Motorrad beigebracht. Also wie wird die Kupplung eingesetzt, wo ist die Bremse und so weiter. Ich kann ja schon mit einem Motorrad fahren und so beschränkt sich bei mir die Einweisung auf das Wesentliche. Als Übung fahre ich im Kreis um ein paar Felsen und liegende Bäume herum.

Das Motorrad ist ganz anders als ich es gewohnt bin. Abgesehen davon, daß man im Stehen fährt, ist der Schalthebel nicht so leicht zu erreichen. Den brauchen wir zwar ohnehin zuerst nicht, wir fahren im ersten Gang, aber auch die Fußbremse ist ungewohnt. Das Pedal dafür ist winzig und zudem auch recht weit von der Raste entfernt. Ich lerne, weit außen auf den Rasten zu stehen und die Maschine hauptsächlich durch Gewichtsverlagerung auf den Rasten zu lenken. Damit sind auch sehr enge Kurven machbar. Unglaublich spannend!

250 Kubik, vier Takte, Kickstarter.
Relativ dicke Reifen mit relativ wenig Luft.
Keine hundert Kilo Lebendgewicht
Spartanisches Cockpit. Einen Zündschlüssel gibt es nicht, wir haben einen Magnetstecker mit einem Bändchen am Handgelenk, der den Kontakt herstellt, oder abgezogen wieder unterbricht.
Glasklar, ein Trialmotorrad.

Tom unterdessen kommt mit der Bedienung der Maschine sehr gut zurecht und fährt auch schon selbstständig um das Rund. Das macht einen sehr guten Eindruck wie er fährt, er hat Talent.

Wenn ich fahre, habe ich den Eindruck, es geht unheimlich stöckerig und der Motor schreit wie sonstwas. Von Außen betrachtet ist das wohl gar nicht so. Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, ich stelle mich unheimlich blöd an. Dazu kommt noch, daß für mich so eine Trialmaschine wirklich klein ist. Es schmerzt in den Beinen, in den Armen, den Handgelenken, im Rücken. Kurz: Fast überall.

Stück für Stück dürfen wir unseren Aktionsradius erweitern. Wir bekommen gezeigt, wie man bergauf und bergab fährt. Das habe ich ja schon mal gemacht, mit Triumph in Aufenau, aber da es ungewohnt ist, ist es doch etwas besonderes. Zudem wird hier sehr langsam gefahren, während in Aufenau es hieß “Gas! Gas! Gas!” Trial ist auch die Kunst der Langsamkeit. Das ist zwar ein atemberaubender, aber kein rasanter Sport. Ein Stück weiter entfernt sehen wir bei einigen Kiddies, wie es geht, wenn man es kann.

Schwerkraft scheint für sie ein Fremdwort zu sein. Sie hopsen Felsen rauf und aus dem Stand meterhohe Felsblöcke hoch.
Als wir die für diese Location von Elmar vorgesehenen Übungen absolviert haben, ziehen wir auf ein anderes Gelände um. Dort ist unsere Aufgabe, um Bäume herum, parallel zu einem schrägen Hang zu fahren, dann am Hang abzubiegen und schließlich einen Hügel runter. Unten rumdrehen und zurück zum Anfang. Das klingt zunächst einmal recht einfach. Für Anfänger wie uns ist das aber schon ganz anständig.

Wenn man so auf der Maschine steht, dann wirkt der Hang unheimlich steil, die Kurve unheimlich eng und der Abgrund gradezu gähnend. Wie ich das dann von außen betrachte, da ist der Hang total lächerlich und es gibt wirklich reichlich Platz zum abbiegen.

Als wir an dem Platz ankamen, trainierte dort noch eine andere Gruppe an einer Ansammlung eingegrabener alter Bagger, oder Traktorenreifen. Wir stellen fest, es sind lange nicht alle Teilnehmer am Trialcamp im Teenageralter. Im Gegenteil, der Altersdurchschnitt wird bei fünfzig liegen. Das macht Hoffnung. Ich schlage mich ganz gut so weit, Elmar ist recht zufrieden.

Tom fährt noch ein wenig Runden und wagt sich dann auch an die Aufgabe. Das meistert er sehr gut! Hey, er fährt erst seit gut einer Stunde Motorrad!

Nach einigen Runden und noch ein paar Mal abwechseln ist schließlich Mittagspause. Wir kehren ins Camp zurück. Dort wartet heiße Suppe, Bananen, Joghurt, Wasser und Kaffee auf uns. Gestärkt und wieder fit geht es zur letzten Etappe. Doch zuerst bekomme ich neue Stiefel. Mit den anderen habe ich kaum noch gehen können vor Schmerzen, geschweige denn anständig auf dem Motorrad stehen können. Mit den neuen geht es nun deutlich besser.

Wir laufen wieder zu der Stelle, wo wir morgens angefangen haben, und werden dann weitergeleitet auf eine Rasenfläche, ein Stückchen weiter. Hier sollen wir um einen kleinen Hügel herumfahren und dann eine Steigung hoch und oben wenden. Dazu gibt eine etwas größere Fläche und ein Stück weiter eine kleinere Fläche. Wir sollen ausprobieren, wie wir damit zurecht kommen und was wir uns zutrauen. Eine zunächst unerwartete Schwierigkeit dabei ist, daß diese Wendefläche ein Knotenpunkt von mehreren Strecken ist. Dauernd kommen andere Fahrer aus dem Unterholz gebrochen. Ich steige ein paar Mal ab, weil mir das zu heikel ist. Tom traut sich das Wenden am Hang nicht, kein Wunder, ihm erscheint das heute noch als unheimlich steiler Berg. Das wird sich aber bald ändern, wenn wir so etwas noch mal machen werden.

Ich merke in den Knochen, daß der Tag anstrengend ist. Die Handgelenke tun mir weh und ich merke es in den Oberschenkeln. Ich kann jeweils nur ein paar Runden fahren, danach verlässt mich die Kraft. Noch dazu kommt, daß es ein außergewöhnlich heißer Tag ist. Hitze ist nicht so mein Ding. Mittlere Temperaturen, blauer Himmel, Sonne, dekorative Wölkchen. Das ist mein Wetter. Heute sind es gute 36 Grad und die Sonne brennt vom Himmel. Es ist noch mal ein gutes Stück wärmer, als es gestern war.

Als ich gerade eine kleine Pause mache, um etwas zu trinken, ereignet sich neben mir Spektakuläres. Der Mann, mit dem ich mich am Motorrad abwechsele, übertreibt es etwas in der Folge seiner größeren Kenntnisse und reißt einen filmreifen Salto über den Lenker. Durch diese Demonstration lernen wir, daß es auch hierbei ungesund ist, mit fest am Mopped montierten Teilen während der Fahrt den Boden zu berühren. Weder ihm, noch dem Motorrad ist etwas passiert, was ein Glück, beide sind wohl robust gebaut.
Die Hitze setzt uns allen mehr und mehr zu. Es wird langsam unerträglich. Ich habe kaum noch genug Saft in den Knochen um den Motor anzutreten. Ich bin etwas ausgelaugt. Doch auf einmal ist es bereits fünf Uhr. Wo ist der Tag hin? Elmar lässt uns zurück ins Camp fahren. Tom und ich dürfen fahren, die anderen müssen laufen.
Völlig durchgeschwitzt wechseln wir die Klamotten und nach einem kurzen Plausch verabschieden wir uns. Im Auto ziehe ich den Rest der Motorradklamotten aus und was trockenes, sauberes an. Wir sind beide ziemlich fix und alle, die Arme sind schlaff und der Weg wird lang, als wir nach Mainz zurückfahren. Mit dem Motorrad währe ich nie und nimmer wieder nach Hause gekommen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, daß Tom neben mir die Augen während der Fahrt etwas zu macht. Schlafen wird er nicht, das kann er nicht während der Fahrt, es ist aber ein Zeichen, daß auch er hinüber ist. Zu Hause brauchen wir erst mal Kaffee. Dabei sichten wir die Bilder lassen das alles noch mal revue passieren. Wir sind völlig ausgelaugt, aber total happy und zufrieden.
Unser Fazit: Sehr geil! Wiederholung sehr wahrscheinlich!

Das Motominya Racing Team – bereit für neue Schandtaten!

Die Trialschule von Elmar Heuer führt Trialkurse und Trialferien in ganz Deutschland an verschiedenen Standorten durch. Man kann entweder, so man hat, mit dem eigenen Motorrad teilnehmen, oder aber auch – wie wir – Motorrad und Ausrüstung ausleihen. Beides ist im Preis für den Kurstag mit inbegriffen. Tom und ich haben pro Person 130,- Euro bezahlt, inklusive Mittagessen, Getränken, Motorrad, Klamotten, Betreuung und unfassbar viel Spaß.
Diese Kurse kann man übrigens auch als Firma buchen, für die Belegschaft.

Kommentare:

  1. Toll..und ziemlich mutig von deiner Begleitung als purer Anfänger sich unter Kenner zu gesellen…aber es bewahrheitet sich deinem Bericht zu folge, dass es sich lohnt, wenn man(frau)sich was traut!

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  2. Das muss ich auch sagen! Tom ist an dem Tag der einzigste gewesen, der noch nie in die zweirädrige motorisierte Welt eingegriffen hatte. Alle anderen konnten zumindest schon Motorrad fahren. Und die meisten hatten auch schon irgendwelche Offroad- oder Trialerfahrungen. Aber es hat tierischen Spaß gemacht und wird mit Sicherheit wiederholt werden.
    Bis wir aber dann so weit sind, daß wir auch Steine hoch und runter springen, das wird wohl noch dauern.
    🙂

  3. Toll..und ziemlich mutig von deiner Begleitung als purer Anfänger sich unter Kenner zu gesellen…aber es bewahrheitet sich deinem Bericht zu folge, dass es sich lohnt, wenn man(frau)sich was traut!

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  4. Jaahaaaaahaaaa Trail ist geil!
    Ich freue mich schon auf meinen nächsten Ausflug mit den kleiner Motorrädchen.

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  5. Oh, allerdings! Wir sind da ehrlich angefixt! Wir behalten auch schon das Kursangebot im Auge!

  6. Das letzte Mal habe ich vor 20 Jahren mit mäßigem Erfolgt ge-trialt. Also, so was mache ich heute doch lieber mit dem Fahrrad… Ne, lieber doch gar nicht. Bin zu schissig dafür.

    Die Bilder sind ja klasse, sieht so aus, als wenn das ein Gute-Laune-Sport ist.

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  7. So vom Erfolg her, Steine rauf und runter und senkrecht die Wand hoch, da sind wir noch auf der unteresten Stufe. Aber das macht gar nichts. Der Spaß steht da deutlich im Vordergrund. Und ich habe davon auch etwas für mein Fahren mit Gesa mitgenommen.
    Für gute Laune sorgt das allemal! Probier es doch auch mal wieder.

  8. Aber Hallo! Aber so richtig! Auch wenn das die ersten Schritte mit so etwas waren, das war total cool!

  9. Boah,
    du machst immer soo schöne Sachen, ey! Bin jetzt echt mal n bisschen neidisch (im positiven Sinne!)
    Danke (auch) für diesen Bericht 🙂

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  10. So ein Kurs ist echt für kleines Geld zu haben. Du musst mal auf der Webseite von Elmar schauen, vielleicht gibt es ja auch einen Termin, der bei Dir in erreichbarer Nähe stattfindet. Das macht wirklich Laune und ist auch für uns etwas größeren gut machbar.

  11. Es gibt “Stefans Endurotraining” hier in der Gegend. Das findet in Bilstain in Belgien statt. Lil’ Ben war schon zweimal dort und ziemlich begeistert 🙂

  12. Davon habe ich auch schon mal gehört! Das befindet sich auch noch auf der To do Liste…
    🙂

  13. Coole Sache, das. Ohne Sattel! Nachdem ich gestern mal wieder geradelt bin und mir heute der A… weh tut, finde ich fahren ohne Sattel, nur aus den Beinen heraus, irgendwie richtig super. Ich glaube, ich probier das auch mal aus mit dem Trial fahren. Ich bin ja nicht gar so groß, 1,69 m, und dürfte nicht wie ein Affe auf dem Schleifstein wirken.
    Toll, das Tom als blutiger Anfänger seinen Part SO klasse gemeister hatte! Er schaut profimäßig aus auf seinem Gefährt!

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  14. Das mit dem Trial wäre eine gute Idee für Dich! Das könnte ich mir gut vorstellen! Du hast da eigentlich die ideale Größe dafür. Es geht auch nicht um Geschwindigkeit, sondern um Fahrzeugbeherrschung und um Spaß haben.
    Da habe ich mich auch sehr drüber gefreut, daß er damit so gut zurecht kam. Wir haben schon länger drauf rumüberlegt, wo man ohne Mopped – Führerschein mal etwas Motorrad auf legale Weise fahren kann. Das ist dafür echt ideal.

  15. Nicht schlecht, Herr Specht… Trial kannte ich nur von meiner Mountainbike Zeit…Mit Motorunterstützung hab ich das noch nie gemacht…

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  16. Dankeschön!
    Trial gibt es für drinnen und draußen. Ein Beispiel für drinnen ist in diesem Video zu sehen. Danach glaubst Du auch nicht mehr an Schwerkraft…

    Wie gesagt, Elmar bietet Kurse in der ganzen Republik an. Da ist sicher auch mal was in Deiner Nähe!

  17. Krass! Sportlich sportlich.
    Ich höre schon meine Bandscheiben aufschreien und nach mehr Rückenmuskulatur betteln.
    Aber neidisch bin ich dennoch – oder gerade deshalb!!?? 😉

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  18. So in der Form, wie wir es da betrieben haben, ist es eigentlich fast für jeden zu machen. Es wird wie gesagt nicht schnell gefahren. In so einem Kurs eh nicht. Das ist bestenfalls gutes Joggingtempo.
    Im Gegensatz zu Tom, der Kampfsportler ist, bin ich vollkommen unsportlich und total ohne Muskeln. Aber das habe ich auch hinbekommen.

  19. Äußerst interessant zu lesen, super! Ich werd auch bald wieder mal meine Bikeschuhe und -bekleidung rauskramen! 🙂 Endlich wirds wieder warm!

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  20. Oh ja! Es wird wärmer und die Tage werden wieder länger. Da locken alle möglichen Outdooraktivitäten!
    Die @edigixxer ist schon seit ein paar Tagen am Fahrrad im Altmühltal wieder unterwegs…