Trialkurse Motorrad

Trial-Kurse Bericht in der Zeitschrift Motorrad Ausgabe 26 / 1996
Eine Frage des Standes

Wer Motorrad fahren ausschließlich sitzend erlernt, der liegt womöglich bald auf der Nase: Trial-Kurse demonstrieren die Tücken des Objekts – und lehren Standfestigkeit.

Text und Fotos von Fred Siemer

Im Münsterland umgrasen prächtige Schwarzbunte und kräftige Pferde idyllische Wasserschlösser. Das stimmt friedlich und hat auch den Münsteraner Elmar Heuer berührt. Er darf also erwartungsgemäß als ruhiger Vertreter gelten. Schon eher erstaunt, daß der 33jährige seine Geduld zum Geschäftskapital macht: Seit nunmehr fünf Jahren versucht er quasi halbprofessionell, mehr oder weniger ungelenke Anfänger in die Kunst des Trialfahrens einzuweisen.

„Trial”, doziert der Lehrherr vor einer Handvoll Stollen-Azubis, „ist die Schule des Motorradfahrens.” Er weiß, wovon er spricht, denn die Münsterländer sind nicht durchgehend friedlich: Heuers Zweirad-Karriere begann in einer Cross-Clique, die sich bei wilden Stoppelrennen vergnügte. Der eine oder andere Sturz blieb nicht aus, und „die meisten wären zu vermeiden gewesen”.

Denn was bei WM-Trials als zirkusreife Akrobatik daherkommt, basiert zunächst einmal auf zwei Grundtugenden des Motorradfahrens, nämlich Gleichgewichtsgefühl und Beweglichkeit. Anne macht es vor: Sie hat sich eine von drei Gas Gas geschnappt, fährt Kreise oder Schlangenlinien und turnt dabei auf dem zierlichen Motorrad herum. Von wegen eine Linie mit dem Bike bilden. In engen Linkskurven kippt sie die Maschine nach innen, lehnt sich nach rechts heraus, winkelt ihr rechtes Bein sogar noch ab. Immer enger werden ihre Linien, kaum über Standgas tuckert der Motor, nur mit Körperbalance verhindert sie Umkippen und leitet Richtungswechsel ein.

Andere wedeln noch unruhig herum, eiern im weiten Bogen um die aufgestellten Pilonen; allzu sehr daran gewöhnt, mit dem Gasgriff gegen die Schwerkraft anzukämpfen. Das Gute daran: Selbst wer bei diesen Anfangsübungen mit viel zu viel Gas in die nächste Kurve geht, hat maximal 20 km/h drauf. Da reicht ein vierzig mal hundert Meter breiter Parkplatz locker als sicheres Trainingsgelände. Ein solches hat Heuer rund um die Cross-Strecke des Werler Motorsportclubs gefunden. Vor der Strecke baut er seine Schlangenlinien auf, direkt dahinter, in einem Waldstück, liegen die Sektionen.

Mit steifen Armen und einem zaghaften Lächeln rollt Petra einem kleinen Hügel entgegen. Kontrollierter Gaseinsatz kommt – neben Balance – als Übungsziel hinzu. Den Hügel würde zwar jeder halbwegs begabte Motorradfahrer auch im Sturm nehmen können, aber darum geht es nicht: „Durch das langsame Fahren beim Trial lassen sich die Abläufe viel leichter sezieren”, erklärt Elmar Heuer. „Wenn die Petra da rüberschießen würde, könnte sie nur schwer lernen, was sie wann und warum macht.” Also: Bergab das Gesäß nach hinten verlagern, in der Senke ein kleiner Gasstoß, am Anstieg den Oberkörper über den Lenker beugen. „Prima, gut gemacht”, assistiert der Lehrer. Dann verschärft er die Übung, deutet auf eine knifflige Spur über eine rutschige, schräg zum Hang wuchernde Baumwurzel, und hier zeigt sich denn, wie kontrolliertes Langsamfahren jedem hilft, der seine Enduro in grobes Terrain lenken möchte. Ohne sanfte Gashand und gut ausbalanciertes Motorrad fände niemand Winkel und Tempo, um genau dort über die Wurzel zu huschen, wo die Räder noch Halt finden. Petra probiert, würgt einmal den Motor ab, rutscht beim zweiten Versuch, dann hat sie den Bogen raus.

Allmählich werden die Hänge steiler, die Lektionen anspruchsvoller, und Heuer muß ganz schön klettern, um zu Fuß dorthin zu gelangen, wo er seine Schüler per Krad hinschickt. Fahren quer zum Hang (Motorrad zum Hang drücken, Körpergewicht nach außen verlagern), Vorderrad lupfen (Gewicht schnell tief nach hinten, gleichzeitig ein kräftiger Gasstoß) und Kehren quer zum Hang (im Scheitelpunkt Motorrad umlegen und Körpergewicht von der einen auf die andere Seite verlagern): Nacheinander rollen die 140er Gas Gas an Heuer vorbei, so leise, daß er auch während der Vorführungen bequem seine Anweisungen geben kann. Je drei Leute wechseln sich auf einer Maschine ab, wer gerade Pause hat, lernt beim Zuschauen und Zuhören.

So hält es der Münsteraner bei all seinen Trainings. „Das strengt ja auch an, da sind die Leute vor allem gegen Abend froh, wenn zwei, höchstens drei andere sie ablösen.” Schon 1981 hat er erstmals Trialkurse organisiert, und zwar im Rahmen diverser Treffen für den rührigen Münsteraner Motorradclub „Mot-Treff-Kotten”. „Das kam immer prima an”, erzählt Heuer, „erst recht, weil die Leute blitzschnell erkannt haben, daß ihnen das Trialen auch auf ihren Straßenbikes hilft: beim Wenden, auf losem Untergrund, beim Bremsen.”

Apropos. „Auf zum Steilhang”, ruft er seine Herde, und kurz darauf stehen die drei Trial-Mopeds vor einer fünfzehn Meter langen Abfahrt. Mancher sieht es leuchten Auges, mancher klammen Herzens, Heuer dämpft Übermut und macht Hoffnung: „Da rollen wir jetzt erst mal alle runter, keine Angst, es passiert nichts.” Wirklich nicht? Uli scheint noch unsicher, der Gasstoß zum Start fällt ausgesprochen zaghaft aus. Aber er genügt, um ihn über die Kuppe zu tragen. Das hat Uli so nicht gewollt, er schnappt nach Luft, dann erreicht ihn die rettende Ermunterung: „Los, nur Mut, und das Gewicht nach hinten!” Irgendwann ist halt immer das erste Mal, und zwei Abfahrten später gehört Uli schon zu denen, die sich am heutigen Tagesziel versuchen, dem kontrollierten Bremsen. Fasziniert entdecken die Eleven, daß ein rutschendes Hinterrad, sofern man damit kalkuliert, eigentlich gar kein Problem darstellt. Und als es beinahe schon dämmert, proben alle munter, wie stark man auf losem Untergrund in die Vorderbremse langen kann. „Hätte ich nicht gedacht”, staunt Uli, „vor allem bergab hab’ ich mich nie richtig getraut.” Nun hat das Münsterland ja auch nicht allzu viele Berge.Im Münsterland umgrasen prächtige Schwarzbunte und kräftige Pferde idyllische Wasserschlösser. Das stimmt friedlich und hat auch den Münsteraner Elmar Heuer berührt. Er darf also erwartungsgemäß als ruhiger Vertreter gelten. Schon eher erstaunt, daß der 33jährige seine Geduld zum Geschäftskapital macht: Seit nunmehr fünf Jahren versucht er quasi halbprofessionell, mehr oder weniger ungelenke Anfänger in die Kunst des Trialfahrens einzuweisen.

„Trial”, doziert der Lehrherr vor einer Handvoll Stollen-Azubis, „ist die Schule des Motorradfahrens.” Er weiß, wovon er spricht, denn die Münsterländer sind nicht durchgehend friedlich: Heuers Zweirad-Karriere begann in einer Cross-Clique, die sich bei wilden Stoppelrennen vergnügte. Der eine oder andere Sturz blieb nicht aus, und „die meisten wären zu vermeiden gewesen”.

Denn was bei WM-Trials als zirkusreife Akrobatik daherkommt, basiert zunächst einmal auf zwei Grundtugenden des Motorradfahrens, nämlich Gleichgewichtsgefühl und Beweglichkeit. Anne macht es vor: Sie hat sich eine von drei Gas Gas geschnappt, fährt Kreise oder Schlangenlinien und turnt dabei auf dem zierlichen Motorrad herum. Von wegen eine Linie mit dem Bike bilden. In engen Linkskurven kippt sie die Maschine nach innen, lehnt sich nach rechts heraus, winkelt ihr rechtes Bein sogar noch ab. Immer enger werden ihre Linien, kaum über Standgas tuckert der Motor, nur mit Körperbalance verhindert sie Umkippen und leitet Richtungswechsel ein.

Andere wedeln noch unruhig herum, eiern im weiten Bogen um die aufgestellten Pilonen; allzu sehr daran gewöhnt, mit dem Gasgriff gegen die Schwerkraft anzukämpfen. Das Gute daran: Selbst wer bei diesen Anfangsübungen mit viel zu viel Gas in die nächste Kurve geht, hat maximal 20 km/h drauf. Da reicht ein vierzig mal hundert Meter breiter Parkplatz locker als sicheres Trainingsgelände. Ein solches hat Heuer rund um die Cross-Strecke des Werler Motorsportclubs gefunden. Vor der Strecke baut er seine Schlangenlinien auf, direkt dahinter, in einem Waldstück, liegen die Sektionen.

Mit steifen Armen und einem zaghaften Lächeln rollt Petra einem kleinen Hügel entgegen. Kontrollierter Gaseinsatz kommt – neben Balance – als Übungsziel hinzu. Den Hügel würde zwar jeder halbwegs begabte Motorradfahrer auch im Sturm nehmen können, aber darum geht es nicht: „Durch das langsame Fahren beim Trial lassen sich die Abläufe viel leichter sezieren”, erklärt Elmar Heuer. „Wenn die Petra da rüberschießen würde, könnte sie nur schwer lernen, was sie wann und warum macht.” Also: Bergab das Gesäß nach hinten verlagern, in der Senke ein kleiner Gasstoß, am Anstieg den Oberkörper über den Lenker beugen. „Prima, gut gemacht”, assistiert der Lehrer. Dann verschärft er die Übung, deutet auf eine knifflige Spur über eine rutschige, schräg zum Hang wuchernde Baumwurzel, und hier zeigt sich denn, wie kontrolliertes Langsamfahren jedem hilft, der seine Enduro in grobes Terrain lenken möchte. Ohne sanfte Gashand und gut ausbalanciertes Motorrad fände niemand Winkel und Tempo, um genau dort über die Wurzel zu huschen, wo die Räder noch Halt finden. Petra probiert, würgt einmal den Motor ab, rutscht beim zweiten Versuch, dann hat sie den Bogen raus.

Allmählich werden die Hänge steiler, die Lektionen anspruchsvoller, und Heuer muß ganz schön klettern, um zu Fuß dorthin zu gelangen, wo er seine Schüler per Krad hinschickt. Fahren quer zum Hang (Motorrad zum Hang drücken, Körpergewicht nach außen verlagern), Vorderrad lupfen (Gewicht schnell tief nach hinten, gleichzeitig ein kräftiger Gasstoß) und Kehren quer zum Hang (im Scheitelpunkt Motorrad umlegen und Körpergewicht von der einen auf die andere Seite verlagern): Nacheinander rollen die 140er Gas Gas an Heuer vorbei, so leise, daß er auch während der Vorführungen bequem seine Anweisungen geben kann. Je drei Leute wechseln sich auf einer Maschine ab, wer gerade Pause hat, lernt beim Zuschauen und Zuhören.

So hält es der Münsteraner bei all seinen Trainings. „Das strengt ja auch an, da sind die Leute vor allem gegen Abend froh, wenn zwei, höchstens drei andere sie ablösen.” Schon 1981 hat er erstmals Trialkurse organisiert, und zwar im Rahmen diverser Treffen für den rührigen Münsteraner Motorradclub „Mot-Treff-Kotten”. „Das kam immer prima an”, erzählt Heuer, „erst recht, weil die Leute blitzschnell erkannt haben, daß ihnen das Trialen auch auf ihren Straßenbikes hilft: beim Wenden, auf losem Untergrund, beim Bremsen.”

Apropos. „Auf zum Steilhang”, ruft er seine Herde, und kurz darauf stehen die drei Trial-Mopeds vor einer fünfzehn Meter langen Abfahrt. Mancher sieht es leuchten Auges, mancher klammen Herzens, Heuer dämpft Übermut und macht Hoffnung: „Da rollen wir jetzt erst mal alle runter, keine Angst, es passiert nichts.” Wirklich nicht? Uli scheint noch unsicher, der Gasstoß zum Start fällt ausgesprochen zaghaft aus. Aber er genügt, um ihn über die Kuppe zu tragen. Das hat Uli so nicht gewollt, er schnappt nach Luft, dann erreicht ihn die rettende Ermunterung: „Los, nur Mut, und das Gewicht nach hinten!” Irgendwann ist halt immer das erste Mal, und zwei Abfahrten später gehört Uli schon zu denen, die sich am heutigen Tagesziel versuchen, dem kontrollierten Bremsen. Fasziniert entdecken die Eleven, daß ein rutschendes Hinterrad, sofern man damit kalkuliert, eigentlich gar kein Problem darstellt. Und als es beinahe schon dämmert, proben alle munter, wie stark man auf losem Untergrund in die Vorderbremse langen kann. „Hätte ich nicht gedacht”, staunt Uli, „vor allem bergab hab’ ich mich nie richtig getraut.” Nun hat das Münsterland ja auch nicht allzu viele Berge.

Organisierte Kurse:

Elmar Heuer kann auf etliche Jahre als Trial-Instruktor, unter anderem bei MOTO aktiv, zurückblicken. Seit 1991 organisiert er – verteilt über das ganze Jahr – auch eigene Kurse. Innerhalb Deutschlands bietet er überwiegend ein- oder zweitägige Veranstaltungen an, bei Bedarf und Interesse auch direkt bei Motorradclubs, Vereinen und dergleichen. Die Maschinen werden gestellt, zwei oder drei Teilnehmer müssen sich eine teilen. Wer schon etwas Erfahrung mitbringt, dürfte sich vor allem für die Kurse auf dem Trialgelände im belgischen Bilstain, in der Provence oder die Trialwanderungen durch die Pyrenäen interessieren. Infos bei: Elmar Heuer Zweiradaktionen, Schulstraße 23, 48329 Havixbeck.
( Hier ein Hinweis auf meine Konkurrenz )

Wie im vergangenen Jahr wird das MOTORRAD ACTION TEAM auch 1997 wieder einige Trialkurse veranstalten. Nähere Infos und Termine ab Ende Januar unter 0711/182-1977.
Wer Trialen mit Urlaub verbinden möchte, sollte sich die Broschüre von Fritz Horvath (Trial-Kurse in den Vogesen und auf Gran Canaria sowie an der Ardèche in Südfrankreich, Telefon: 07531/16081, Fax: 68616) oder von Hansjörg Pfahler (Gardasee, Costa Brava, Pyrenäen, Provence und Gran Canaria, Telefon: 07641/42525, Fax:53488) kommen lassen. ( Hansjörg organisiert keine Kurse mehr )